Passend zur letzten #EDchatDE-Nachlese (aber leider erst danach) ist mir ein aktueller Artikel von Anja C. Wagner (@acwagner) untergekommen, der am 22. Juli 2015 unter dem Titel Social Learning & autodidaktisches Lernen für alle: Weg mit den Bildungs-Institutionen? erschienen ist und den ich hier gern als Auftakt für einige allgemeine Gedanken nutzen möchte. [Die eine spannende Richtung annehmende Diskussion auf Google+ hat mich dazu angeregt.] In ihrem Beitrag betont die Autorin die Wichtigkeit des informellen Lernens, sei es ein autodidaktisches Lernen oder Learning by doing. Dieses Lernen erfolge aus einer eigenen Motivation heraus, „Nicht um des Zertifikats willen, sondern um des Flows willen“ werde recherchiert und gelernt, werden Online-Kurs oder -Weiterbildungsformate besucht, wie die Autorin (2015) schreibt.
Das von ihr beschriebene 70-20-10-Modell, wie es immer wieder genannt und zitiert wird, gilt sicherlich für berufliche Weiterbildung, das Lernen am Arbeitsplatz (@jrobes) oder die Erwachsenenbildung allgemein. Lässt sich dieses Modell aber auch auf die Schule oder die Universität transferieren? Lernen Schüler/innen und Studierende vor allem auf informeller Ebene (70% aus dem eigenen Tun, 20% durch den Austausch) und nur 10% durch institutionalisierte Angebote wie Kurse oder Lehrgänge? Oder aber sind die Lehrgänge und Kurse, die Unterrichtsstunden eine Basis dafür, im informellen Bereich weiterzulernen, sich zu spezialisieren? Sollten Bildungsinstitutionen eine allgemeine und teilweise spezialisierte Basis für die autodidaktische oder auch institutionalisierte Fort- und Weiterbildung schaffen? Sollten Bildungsinstitutionen umdenken und eher das Lernen lehren als Fakten? Ist der Anja C. Wagner (2015) zuzustimmen, wenn sie feststellt:
Ist denn das System wirklich nicht reformierbar? Überlegen wir mit Luhmann, wie lange sich das System autopoietisch noch erhalten kann, ohne auf die Reize der Umwelt zu reagieren? Wie kann die Umwelt vom System wahrgenommen werden, wenn wir in systemischen Grenzen denken? Wer entscheidet über die Codierung und somit die Aufnahme in das System? In der Diskussion auf Google+ wurden unter anderem die Politik und die Wirtschaft genannt, auch das Recht und andere Bereiche spielen hier hinein. Ist die funktionale organisierte Gesellschaft an einem Scheidepunkt? Denn selbst wenn die Reize zu verwertbaren Stimuli werden, dauern Veränderungen längere Zeit.
Das von ihr beschriebene 70-20-10-Modell, wie es immer wieder genannt und zitiert wird, gilt sicherlich für berufliche Weiterbildung, das Lernen am Arbeitsplatz (@jrobes) oder die Erwachsenenbildung allgemein. Lässt sich dieses Modell aber auch auf die Schule oder die Universität transferieren? Lernen Schüler/innen und Studierende vor allem auf informeller Ebene (70% aus dem eigenen Tun, 20% durch den Austausch) und nur 10% durch institutionalisierte Angebote wie Kurse oder Lehrgänge? Oder aber sind die Lehrgänge und Kurse, die Unterrichtsstunden eine Basis dafür, im informellen Bereich weiterzulernen, sich zu spezialisieren? Sollten Bildungsinstitutionen eine allgemeine und teilweise spezialisierte Basis für die autodidaktische oder auch institutionalisierte Fort- und Weiterbildung schaffen? Sollten Bildungsinstitutionen umdenken und eher das Lernen lehren als Fakten? Ist der Anja C. Wagner (2015) zuzustimmen, wenn sie feststellt:
Gleichwohl diskutieren alle beim Thema Bildung nahezu ausschließlich über die 10 Prozent. Man erfindet alle möglichen neuen Wörter dafür, um hier immer wieder aufs Neue vermeintlich moderne Formate zu entwickeln, die den 10% eine doch wichtigere Dimension beizumessen ermöglichen. Derweil: Es ändert nichts an der Formel 70:20:10.Vielleicht sollten wir mal in uns hineinhören und uns fragen, wie wir selbst lernen, woher wir unser Wissen haben und wodurch wir unsere Kompetenzen stärken bzw. entwickelt haben. Ich möchte meinen, dass die schulische und hochschulische Bildung ebenso wie die berufliche Ausbildung in den Anfangsjahren diesem 70-20-10-Modell nicht ganz entspricht und es sich vielmehr auf die Fort- und Weiterbildung bezieht. Wenngleich ich die Relationen nicht umdrehen möchte und ich jedenfalls der Meinung bin, dass sich schulische und hochschulische Bildung ebenso wie berufliche Ausbildung ändern müssen, um dem Anspruch einer (soliden Basis-) Bildung oder Ausbildung gerecht werden zu können. Andreas Wittke (@onlinebynature) hat darüber unter Manche Systeme sind nicht reformierbar schon im Dezember 2014 gebloggt, Thorsten Larbig (@herrlarbig) erst vor zwei Tagen unter Vom Diktieren. Oder: Wie geht das mit dem Schreiben weiter? Die Beiträge zeigen das Potential oder die Notwendigkeit einer Reform, geben aber keine Lösungen [was ich im Übrigen auch nicht leisten kann].
Ist denn das System wirklich nicht reformierbar? Überlegen wir mit Luhmann, wie lange sich das System autopoietisch noch erhalten kann, ohne auf die Reize der Umwelt zu reagieren? Wie kann die Umwelt vom System wahrgenommen werden, wenn wir in systemischen Grenzen denken? Wer entscheidet über die Codierung und somit die Aufnahme in das System? In der Diskussion auf Google+ wurden unter anderem die Politik und die Wirtschaft genannt, auch das Recht und andere Bereiche spielen hier hinein. Ist die funktionale organisierte Gesellschaft an einem Scheidepunkt? Denn selbst wenn die Reize zu verwertbaren Stimuli werden, dauern Veränderungen längere Zeit.
Beiträge wie die hier genannten sind sicherlich ein Zeichen dafür, dass die Veränderung – wenn auch vielerorts nur in homöopathischen Dosen – vonstattengeht und sich in diesem Zusammenhang immer wieder neue Herausforderungen auftun, Stichwort „Don’t feed the troll!“, auf die immer schneller reagiert werden muss. Das System ist behäbig. Vielleicht ist – und der Titel eines Posts von André J. Spang (@Tastenspieler) und Bob Blume (@legereaude) gefällt mir in diesem Zusammenhang gut – Bildung in einer digitalisierten Welt: ein Aufbruch mit Hindernissen. Vielleicht liegt das Hindernis in der Struktur des Systems, das eine Mauer um sich aufgezogen hat. Doch selbst dann ist eine klassische Möglichkeit, die Hindernisse zu überwinden, sie zu überspringen. Hochsprung nicht Weitsprung. Die Lektüre des gestern in der FAZ erschienenen Artikels Die Schule probt den digitalen Hochsprung von Fridtjof Küchemann (@fkuechemann) sei an dieser Stelle wärmstens empfohlen.
Und dabei sollen und müssen wir (Lehrende in Bildungsinstitutionen) uns auf institutioneller Ebene der Tatsache bewusst werden oder sein, dass Schüler/innen und Studierende nicht mehr nur in der Institution lernen, sondern eben auch außerhalb und es – ich komme auf meinen Nachlese-Post zurück – deshalb wichtig ist, neben Fakten auch Kompetenzen zu lernen. Es geht vor allem auch darum, Werte zu vermitteln und Vorbild zu sein. Das fängt bei Pünktlichkeit im Unterrichtsraum an, geht über den korrekten Umgang mit Quellen, die Verwendung einer ansprechenden Sprache und endet bei der Mülltrennung bzw. beim verantwortungsbewussten Umgang mit Ressourcen.