Bildung 4.0 - Industrie 4.0 - Schule 4.0: Konzepte und Gedanken, die die Institution Schule charakterisieren sollen. Doch: Halt! Wie lassen sich die Attribute 1.0, 2.0 und 3.0 definieren und was war davor? Gab es irgendwann mal die Schule 0? Und was ist, wenn die Schulen sich nicht auf einem einheitlichen Niveau befinden. Was, wenn die Attribute von vielen nur als Hülsen verwendet werden? Ich mag diese Nummerierungen nicht. Ich mag keine Etiketten und ich mag keine Schubladen. Gerade weil es viele hybride Lösungen gibt, die sich eben nicht einer eindeutigen Lösung (Schublade) zuführen lassen.
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Quelle: Pixabay (CC0) |
Ich mag Menschen mit Ecken und Kanten Ich mag Sowohl-als-Auch-Lösungen. Treue Leser/innen meines Blogs wissen das. Axel Krommer hat hierzu erst vor kurzem einen knappen und treffenden Tweet (hier eine ausführlichere Version) verfasst, der seine Ablehnung des digitalen Dualismus zum Ausdruck bringt.
Dass es immer noch „Experten“ gibt, die einen epistemologisch völlig naiven digitalen Dualismus predigen, macht mich sprachlos.#LdZ17https://t.co/brzSR8USji— A. R. Krommer (@mediendidaktik_) 19. Oktober 2017
Ich stimme hier zu und stoße mich bereits an der Formulierung des Titels des Bildungskongresses des Landesmedienzentrums (LMZ) Baden-Württemberg, dessen Nachlese dieser Blogpost gewidmet sein soll. Schule in einer digitalen Welt - nun, ich stoße mich am Attribut digital, denn die Welt ist nicht digital. Die Welt ist und bleibt analog. Einzelne Systeme erleben eine Digitalisierung, wenngleich auch hier die Begrifflichkeit nicht klar umrissen ist und viel subjektiv-kasuistische Deutung anzunehmen ist. Die Welt ist nicht digital. Die Schule auch nicht. Auch Bildung kann nicht digital sein. Es gibt digitale Medien und digitale Realisierungsformen von Texten und Daten sowie aus ihnen erwachsenden Informationen. Das Wissen aber ist nicht digital. Das Lernen ist es ebensowenig.
Wann immer das Thema auf die „digitale Bildung“ oder „digitale Schule“ fällt, werden Worthülsen ausgegraben, die zum Buzzword-Bingo einladen. Und ich habe in der letzten Zeit immer stärker das Gefühl, dass wir in einigen Bereichen Dinge schon seit Ewigkeiten fordern und die Realisierungen auf sich warten lassen.
Digitalisierung in der Schule:"Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht. an hätte früher säen müssen."https://t.co/5tkkoT8jGVpic.twitter.com/w499hUrc68— Beat Döbeli Honegger (@beatdoebeli) 27. Oktober 2017
Und das wurde auch in den Media Spots am Bildungskongress ganz deutlich (hier eine ausführliche Zusammenfassung und Nachbereitung des Bildungskongresses auf der Seite des LMZ). In diesem Format sollten Schulen ihre gelebte Praxis vorstellen, was sie auch taten. Und die Techniklastigkeit zeigte sich deutlich. Da wurde vom Mehrwert des digitalen wie auch des analogen Schulbuches gesprochen, da wurde von ganz spezifischen Lösungen gesprochen. Ja, es handelt sich um Leuchttürme. Aber statt Vielfalt wird Einseitigkeit deutlich. Wenn ich meine Werkzeuge für Fortbildungen auswähle, dann versuche ich immer solche zu wählen, die
- kostenlos
- für SuS ohne Anmeldung nutzbar
- browserbasiert und als App verfügbar
- und für alle Betriebssysteme anwendbar sind.
Und ich versuche immer, konkrete Methoden zu zeigen und weitere Methoden zumindest zu nennen und zu beschreiben. Wenn ich aus Schulungen 10 neue Werkzeuge mitnehme, am Bildungskongress ist das passende Wort „App-Schlacht“ gefallen, dann muss ich genaue Anwendungsszenarien kennen, um sie auch danach noch zu nutzen. Die Beschreibung hilft mir wenig. Das Wozu muss klar sein, sonst verschwinden sie ebenso wie gut gemeinte Handouts quasi in einer Schublade.
Was ich deshalb gerne mache, ist das Einbinden von QR Codes in meine Präsentationen, hinter denen sich Aktivitäten verstecken. Das Publikum wird nicht nur aktiviert sondern auch zur Mitarbeit animiert. Und an den Reaktionen sehe ich, ob die Methodenbeschreibungen ankommen, die LuL sich vorstellen können, die Methoden auch zu übernehmen. Das ist für mich ein wichtiges Feedback. Und der QR Code ist ein schöner Verrätsler, der die Neugier weckt. Was versteckt sich hinter dem Code? Ein Bild? Ein Video? Eine Übung? Ein Spruch? In Klassen habe ich früher Adventskalender mit QR Codes aufgehängt. Ich würde es auch noch immer tun, wenn ich noch in der Schule wäre. Mir ist nach wie vor wichtig, dass SuS meine Fächer mit etwas Positivem konnotieren. Dann macht das Lernen Spaß. Dann macht das Erfahren Spaß. Mir geht es um das Erleben und Erfahren, das Erfahrungen-Sammeln und das Selbertun. Meine SuS erarbeiten Quizze füreinander, sprechen gegenseitig Diktate und erstellen gemeinsame Skripten, weil ich denke, das so auch das Leben und Berufsleben funktionieren sollte. Wir arbeiten miteinander und füreinander und nicht gegeneinander. Wir teilen unser Wissen und unsere Fähigkeiten. Und wir müssen mit (konstruktiver) Kritik umgehen lernen.